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Bewerbungsmythen auf dem Prüfstand, Teil 1

Was stimmt und was nicht?

Obwohl es inzwischen eine Vielzahl an Ratgebern zum Thema Bewerbung gibt, ranken sich noch immer viele Mythen um das Thema, die Bewerber immer wieder verunsichern. Es wird folglich Zeit, die Mythen einmal genauer zu untersuchen und über ihren Wahrheitsgehalt aufzuklären. Markus Block, Personalreferent bei emz-Hanauer, Axel Süß, Personalleiter Deutschland bei Gerresheimer Medical Systems, Angela Klotz, Personalverantwortliche bei TGW Software Services, und Hartmut Cebula, Personalverantwortlicher bei der MMM Gruppe, geben Auskunft.

„Viel hilft viel – ich sollte, wenn ich mich auf eine Stelle bewerbe, möglichst viele Unterlagen schicken.“

Markus Block: Grundsätzlich ist es immer zu begrüßen, wenn Bewerber einen umfangreichen Anhang mitschicken. Allerdings hat dies Grenzen: Es sollten vor allem Unterlagen mitgeschickt werden, die einen Bezug zur Stelle haben, auf die man sich bewirbt. Zertifikate vom Angelverein oder vom Töpferkurs braucht man also in der Regel nicht mitschicken. Am wichtigsten sind die Zeugnisse des Berufsabschlusses (IHK, HWK, Hochschule) und die letzten Arbeitszeugnisse. Was ärgerlich bei Online- bzw. E-Mail-Bewerbungen ist, wenn jedes Dokument – teilweise jede einzelne Seite – eine separate Datei ist, sodass ich am Ende 20 einzelne Dateien habe, oder sogar mehr. Daher sollte man dies immer zu einer Datei zusammenfassen.

„Partybilder in sozialen Netzwerken zerstören meine Jobchancen“

Axel Süß: Ich bin der Meinung, dass Partybilder die Jobchancen nicht grundsätzlich zerstören. Das hängt aus meiner Sicht vom Inhalt des Bildes ab. Wenn dort Drogen, Alkoholexzesse oder dergleichen zu sehen wären, dann denke ich schon, dass dies einen Einfluss haben könnte, sonstige Bilder bei denen jemand feiert, tanzt oder dergleichen halte ich dagegen für völlig ok, wobei sich grundsätzlich die Frage stellt wieviel man der Öffentlichkeit und damit ggfs. auch seinem Arbeitgeber von sich preisgeben will.

„Der wichtigste Bestandteil der Bewerbung ist das Anschreiben“

Angela Klotz: Die entscheidenden Bestandteile einer Bewerbung sind Anschreiben, Lebenslauf und relevante Zeugnisse. Diese 3 Bestandteile sind für die Entscheidung, ob die Bewerberin/der Bewerber im Bewerbungsverfahren eine Stufe weiter kommt, entscheidend. Fehlt eines davon, sinken die Chancen. Das Anschreiben sollte die Motivation für die Bewerbung vermitteln. Warum möchte ich diesen Job? Warum bei diesem Unternehmen? Ein kurzer Überblick über die für die Position relevanten Stationen des Werdegangs schadet nicht. Weist der Lebenslauf gravierende Lücken auf, können diese im Anschreiben erklärt werden. Viele Unternehmen bitten um Angabe eines möglichen Starttermins sowie um eine Gehaltsvorstellung. Diese Angaben gehören dann ebenfalls in das Anschreiben. Natürlich ist mir klar, dass der größte Teil eines Anschreibens Copy & Paste ist. Sich die Mühe zu machen, wenigstens den Namen des Unternehmens und eines Ansprechpartners, die Anschrift und den Namen der Position korrekt anzugeben, erwarte ich aber dann doch.

„Mit möglichst vielen Bewerbungen sind die Chancen auf einen neuen Job am größten.“

Hartmut Cebula: Ich halte diese These für einen absoluten Mythos. In Bewerbungsverfahren merkt man als Personalverantwortlicher immer wieder, dass mancher Bewerber anscheinend Bewerbungen im Massenverfahren an Betriebe schickt. Dies äußert sich zum Teil sehr offensichtlich, wenn im Anschreiben z.B. eine ganz andere Firma genannt wird oder auch die Briefanrede völlig falsch ist, was ja in der Hektik bei so vielen Bewerbungen passieren kann. Leider lässt das aber auch entsprechende Rückschlüsse auf die Person des Bewerbers zu. Die Folge aus der Sicht der Personalabteilung ist natürlich, dass solche Bewerbungen kein gutes Bild über den Bewerber abgeben und er meist auch den Sprung in die nächste Runde verpasst. Passiert das dem Bewerber häufiger, wundert er sich darüber, dass so viele Bewerbungen nicht zum Erfolg führen und ist frustriert.

Wir Firmen möchten nicht einen Bewerber einstellen, der oberflächliche Bewerbungen an eine Vielzahl von Firmen schickt. Wir erwarten, dass sich der Bewerber mit der ausgeschriebenen Stelle auseinandersetzt und prüft, ob sie mit seinen Qualifikationen und seinen bisherigen Erfahrungen zumindest annähernd übereinstimmt. Wir erwarten auch, dass sich Bewerber mit unserer Firma, mit dem was wir eigentlich machen, was wir herstellen, auseinandersetzen und auch dies wiederum in Relation zu ihren vorhandenen Qualifikationen und Erfahrungen. So ergibt sich eine individuelle auf die Stelle und die Firma abgestimmte Bewerbung. Stellt die Personalabteilung bzw. die auswählende Fachabteilung durch die Individualität der Bewerbung fest, dass sich der Bewerber mit der ausgeschriebenen Stelle und mit der Firma auseinandergesetzt hat, so sind aus unserer Erfahrung heraus die Chancen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden bzw. auch eingestellt zu werden extrem höher. Dazu benötigt es in der heutigen Zeit nicht einer Vielzahl an Bewerbungen.

Die MMM GmbH z.B. ist kein Massenfertiger, sondern ein Einzelfertiger im Kundenauftrag und nach Kundenwunsch. Daher benötigen sicherlich nicht nur wir individuelle Mitarbeiter/innen für unsere individuellen Kunden. Das Personal einer Firma muss in der Lage sein, sich individuell mit den Kunden der Firma zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Diese Fähigkeit sollte man bereits bei der Bewerbung erkennen können.

Also, bei der o.g. These handelt es sich nur um einen reinen Mythos, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zum Erfolg führen wird. Beherzigt man die Ausführungen nach dem Motto "Weniger ist manchmal mehr" bzw. "Klasse statt Masse", so kann man durchaus deutlich schneller an sein Ziel, nämlich zu einem neuen, qualitativ hochwertigen Job kommen.

(Foto: ©fotolia/Family Business)